Alfred der Große

Alfred der Große
I
Alfred der Große,
 
eigentlich Aelfred ['ælfrəd], angelsächsischer König (871-899), * Wantage (County Berkshire) 848 oder 849, ✝ 26. 10. 899; Sohn des Königs Aethelwulf von Wessex; drängte in langen Kämpfen die Dänen zurück, mit denen er nach dem Sieg von Edington (County Wiltshire; 878) und der Eroberung Londons (886) einen Vertrag schloss, der das angelsächsische Königtum in Wessex und im westlichen Mercien anerkannte. Den Dänen verblieb das Gebiet nordöstlich einer Linie London-Chester (Danelaw). Damit hatte Alfred verhindert, dass ganz England dänisch wurde, und eine Ausgangsbasis für die spätere Rückeroberung auch der übrigen besetzten Gebiete geschaffen. Der weiteren Sicherung seines Herrschaftsbereichs dienten der Bau einer Flotte, die Neuordnung des Heeresaufgebots (fyrd) und die planmäßige Anlage eines Befestigungssystems. Bedeutend waren seine rechts- und kulturpolitischen Maßnahmen. Alfred veranlasste eine Zusammenfassung des angelsächsischen Rechts auf der Grundlage der alten Rechtsgewohnheiten und übersetzte mithilfe einheimischer und fremder Gelehrter, die er an seinen Hof geholt hatte, einige lateinische Werke (u. a. von Augustinus, Beda, Orosius) mit dem Ziel, den allgemeinen Bildungsstand in seinem Reich zu heben. In seiner Regierungszeit begann die Zusammenstellung der »Angelsächsischen Chronik«.
 
 
H. R. Loyn: Alfred the Great (London 1967);
 J. M. Wallace-Hadrill: Early germanic kingship in England and on the continent (Oxford 1971).
II
Alfred der Große
 
Als im Jahre 869/70 das bereits seit 865 in Nord- und Mittelengland operierende dänische Wikingerheer über die Themse nach Süden vordrang, war nur noch das Teilreich Wessex in der Lage, den Invasoren Widerstand entgegenzusetzen. Der nun folgende angelsächsische Abwehrkampf ist eng mit der Person des westsächsischen Königs Alfred des Großen (871-99) verbunden.
 
Schon vor seiner Königserhebung hatte Alfred, der im äußeren Erscheinungsbild eher den Typus des Gelehrten als den des schwertgewaltigen Kämpfers verkörperte, Gelegenheit, seine militärische Begabung unter Beweis zu stellen, als den Angelsachsen bei Ashdown (871) ein erster Sieg über die Wikingerarmee glückte. Dennoch brachten die dänischen Wikinger in der Folgezeit Wessex mehrfach an den Rand des Zusammenbruchs, bis es Alfred gelang, die Eindringlinge bei Edington (878) entscheidend zu schlagen, worauf sich deren Anführer, der dänische König Guthrum, mit zahlreichen Gefolgsleuten taufen ließ und aus Wessex abzog. Die nun einsetzende Atempause nutzte Alfred zur Stärkung der Wehrkraft seines Landes durch den Bau einer Flotte und die planmäßige Anlage von Befestigungen. Nachdem er 883 den Dänen London entrissen hatte, wurde Alfred als König aller Angelsachsen, die nicht unter dänischer Herrschaft lebten, anerkannt. In einem Vertrag mit dem Dänenkönig, in dem als Grenze zwischen beiden Machtbereichen ungefähr die Linie London-Bedford-Chester festgelegt wurde (um 886), erhob er außerdem den Anspruch, auch die Interessen der Angelsachsen im dänischen Herrschaftsbereich (Danelag) wahrzunehmen.
 
Besonders bedeutsam waren Alfreds kulturpolitische Maßnahmen. Im Bestreben, durch eine allgemeine Anhebung des Bildungsniveaus die Grundlage für ein neues Bewusstsein seines Volkes zu schaffen, zog er nach karolingischem Vorbild einen Kreis von Gelehrten an seinen Hof, gründete zahlreiche Schulen und trug selbst durch Übersetzungen in die Volkssprache zur Verbreitung der frühchristlichen Literatur in seinem Reich bei.
 
Auf dieser Grundlage aufbauend gelang es seinen Nachfolgern, Eduard dem Älteren (899-924) und Ethelstan (924-39), nach und nach das von den Wikingern besetzte Gebiet zurückzuerobern und Angelsachsen, Dänen und Norweger unter einem gemeinsamen Königtum zu vereinen.

Universal-Lexikon. 2012.

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